Auch wenn die Umstellung auf Google Analytics 4 schon einige Zeit zurückliegt, gibt es immer noch viele Fragen zu den neuen Menüs und Funktionen. Sei es, wie Daten, Dimensionen und Messwerte erfasst und verarbeitet werden, wie Events funktionieren oder welche Reports zur Verfügung stehen. Dies soll im Folgenden kurz erläutert werden.
Wie werden die Daten gemessen?
Eine der wichtigsten Neuerungen von GA4 war die Umstellung auf den Nutzer als primären Fokus und eine neue Hierarchie. Vorher lag dieser auf den Sitzungen mit mehreren Ebenen. Diese waren folgende:
UA: Nutzer > Sitzungen > Seitenaufrufe > Ereignisse
GA4: Nutzer > Ereignisse.
Dadurch ändert sich beispielsweise die Messung der Verweildauer. Früher wurde die Differenz zwischen dem ersten und dem letzten Seitenaufruf gemessen. Jetzt ist es die Differenz zwischen dem ersten und dem letzten Ereignis. Ebenso ändert sich die Definition, was Nutzer mit Engagement ausmacht. Eine der folgenden Bedingungen muss dabei erfüllt sein:
- Mehr als 10 Sekunden auf der Seite
- Mindestens ein Ereignis
- Mindestens 2 Seitenaufrufe
Änderungen gab es auch bei der technischen Umsetzung. Bei GA4 basiert alles auf Datenstreams. Hier werden die über den Google Tag erhoben Daten zusammengeführt. Wichtig ist hier zu wissen, dass die Stream-ID nicht die ID des Google Tags ist. Dies ist die Mess-ID. Die Stream-ID kann man mit der Property-ID bei Universal Analytics vergleichen.
Des Weiteren bietet GA4 neue Möglichkeiten zur Anpassung der Datenerfassung. Sei es über Google Signale, detaillierte Standort- und Gerätedatenerfassung oder personalisierte Anzeigen. Die Google-Signale reichern dabei die Berichte in GA4 mit zusätzlichen Daten an.
Zusätzlich kann nun die Aufbewahrung der Daten eingestellt werden. Die Dauer liegt hier zwischen 2 und 14 Monaten. Darüber hinaus wurde bereits der Grundstein für eine zukünftige Datenerhebung ohne Cookies gelegt.
Wie erfolgt die Berechnung der Dimensionen und Messwerte?
Die Definitionen von Dimensionen und Messwerten haben sich nicht geändert. Dimensionen sind nach wie vor Attribute, die die Daten beschreiben und in der Regel aus Text bestehen. Ein Beispiel wäre der Ereignisname. Messwerte hingegen bestehen aus Zahlen, z.B. die Anzahl der Ereignisse.
Standardmäßig sind bereits viele Dimensionen und Messwerte vorhanden, die automatisch erfasst werden. Es ist zu beachten, dass in den Berichten nicht alle Dimensionen mit allen Messwerten kombiniert werden können. Sollte ein Messwert ohne Dimension übermittelt werden, wird hier als Platzhalter „not set“ verwendet. Dies kann auch temporär sein, wenn die Daten noch nicht vollständig verarbeitet wurden. Wird eine Dimension ohne Inhalt übermittelt, wird das Feld in Analytics ebenfalls leer angezeigt.
Für den Fall, dass die vorhandenen Dimensionen und Messwerte nicht ausreichen, können mit Hilfe von benutzerdefinierten Ereignisparametern eigene Werte übergeben werden.
Was sind Ereignisse und wie werden diese verwendet?
Ereignisse sind verschiedene Interaktionen auf der Website oder in einer App. Das können Klicks, Downloads oder andere Aktionen sein. Viele werden bereits automatisch erfasst, ohne dass Anpassungen am Code notwendig sind. Bei einem Onlineshop gehört dazu auch der Abschluss einer Bestellung, der als Event „purchase“ erfasst wird. Im Idealfall auch der erzielte Umsatz. Allerdings funktioniert die Erfassung der Daten nicht immer korrekt. Dies sollte daher vor dem Einsatz überprüft werden.
Für den Fall, dass die automatischen Ereignisse nicht ausreichen, besteht auch hier die Möglichkeit benutzerdefinierte Ereignisse einzurichten. Dabei können Name und Werte selbst festgelegt werden.
Besonders wichtige Ereignisse können als Schlüsselereignisse definiert werden. Diese Schlüsselereignisse werden dann in den Berichten gesondert aufgeführt. Prinzipiell ist jedes Ereignis möglich, es gibt jedoch ein Limit von 30 gleichzeitig aktiven Schlüsselereignissen. Zusätzlich können Schlüsselereignisse zu Google Ads importiert werden.
Welche Reports gibt es?
Bei GA4 gibt es zwar auch vorgefertigte Berichte aber deutlich weniger als bei Universal Analytics. Grundsätzlich kann man diese in folgende Kategorien unterteilen:
- Echtzeit
- Lebenszyklus
- Nutzer
- Geschäftsziele
- Werbung
Echtzeitberichte geben einen Überblick über alle Interaktionen, die zu diesem Zeitpunkt auf der Website oder in einer App stattfinden. Die Daten reichen maximal 30 Minuten zurück. So können beispielsweise Änderungen im Tracking oder auf der Website sofort überprüft werden.
Die Kategorie Lebenszyklus umfasst alle Berichte über die Phasen des Kaufprozesses. Vom Erstkontakt bis zum Abschluss. Die Kategorie Nutzer enthält Daten wie Alter, Interessen, Geräte und Ähnliches, die Aufschluss über den Nutzer selbst geben. Geschäftsziele fassen Berichte zusammen, die auf Daten basieren, die bei der Erstellung von Analytics angegeben wurden. Diese Ziele können Leads, Umsatz, Traffic oder Nutzerengagement sein.
Ein separater Bereich ist den Werbeberichten gewidmet. Auf diese kann nur zugegriffen werden, wenn Analytics mit einem Google-Werbeprodukt wie z.B. Google Ads verknüpft ist. Der Fokus liegt hier auf der Auswertung der Channels, der Ermittlung des ROI und der Analyse der Attributionspfade.
Wem die oben genannten Berichte nicht ausreichen, dem steht die explorative Datenanalyse zur Verfügung. Dieses Tool ermöglicht die Erstellung eigener Berichte und bietet damit Möglichkeiten, die weit über die Standardberichte hinausgehen. Neben einfachen Tabellen kann man Trichter erstellen, Pfadanalysen durchführen, Segmente auf Überlappung prüfen und vieles mehr. Zu beachten ist lediglich, dass nicht alle Dimensionen mit allen Messwerten kombiniert werden können.
Ein letztes Wort zum Datenschutz. Auch wenn im Vergleich zu Universal Analytics mehr Optionen zur Verfügung stehen, sollte vor jedem Einsatz von GA4 oder einzelner Funktionen eine entsprechende Datenschutzprüfung erfolgen.
Autor: Gerhard Jahns
Veröffentlichung: 09.10.2024
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Quellen
Google Analytics Hilfe, aufgerufen am 07.10.2024